the robe of skin, 2012

„Haut, Gewand“

Architekturbezogene Projektionen auf 4 Baukörper, Quattro Pole, 2012

 

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Haut der Pflanze, Projektionen auf die Architektur der Ludwigskirche Saarbrücken (oben)
und das gotische Maßwerk der Fenster, Kathedrale St. Étienne (Stephansdom) in Metz (Lothrngen, (s. Mitte), 2012

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metz

Haut des Lamms, Projektionen
auf die Ludwigskirche Saarbrücken, 2011

 

Architekturbezogene Projektionen der Haut des Menschen, der Tiere, der Pflanzen auf 4 sakrale Baukörper in Lothringen, Rheinland -Pfalz, Saarland, Wallonien: Dom St. Peter Trier, Ludwigskirche Saarbrücken, Kathedrale Notre -Dame Luxemburg, Kathedrale St. Étienne, Metz, QuattroPole, 2012

Haut der Magrnolia nach einem langen Winter, Kathedrale Notre Dame, Luxemburg (s. unten), 2012

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Haut der Magrnolia als Gewebe vor der Auflösung, Kathedrale Notre Dame, Luxemburg (s. unten), 2012

 

 

„Haut, Gewand“, 2012

 

Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher sind eingeladen, die Präsentation der Reliquie HEILIGES GEWAND im Trierer Dom mit Projektionen auf Kirchenbauten zu begleiten. Orte, neben Trier: die (evangelische) Ludwigskirche in Saarbrücken, der Dom St. Étienne in Metz und die Kathedrale Notre-Dame in Luxemburg. Alle vier Städte liegen dicht am Wurzelgeflecht eines merowingisch -karolingischen Ur -Europa, das erst nach anderthalb Jahrtausenden (…) in einer QuattroPole zusammenfindet. Das Künstlerpaar stellt sein Programm unter ein Thema: „Die Haut als Gewand“. Fell, Schuppen, Pflanzenfasern machen die organische äußerste Abdeckung vom Menschen bis zum grünen Gewächs aus. Als nächste Schicht dient schon das Unterkleid. Die verletzliche, fast farblose, glatte Menschenhaut wird an jedem Ort gezeigt. Um sie überhaupt sichtbar hervortreten zu lassen, ist sie stets vom Liniennetz eines Stückes Mull überzogen, das die Verwundbarkeit noch betont.

In Saarbrücken bespielt die ganze Bilderfolge von blasser Epidermis über (…) Lammhaut bis zum wellig aufgewölkten, narbig durchfurchten Blatt eines runzelblättrigen Schneeballs die Kreuzarme des barocken Zentralbaus. In Metz verwebt fragiles Rispengeflecht zerbröselnder Birnbaumblätter sich mit dem feingliedrigen Maßwerk gotischer Fenster. In Luxemburg wechseln auf der Domhaut feinste Gespinste von Magrnolienfäden mit ornamental zerfallenden Nußbaumblättern. (…) Schließlich in Trier, am Ort des heiligen  Gewands, Konzentration auf die alten Zeichen des Urchristentums: Lamm (…) und, auf dem Boden, Fischschuppen neben Wassermikroben (s. „mikroskopia“). Das warme Rotocker der Dommauern nimmt die Medienbilder vollkommen an und bringt das kräftige Relief der Domfront als schwingende Räumlichkeit ein.

Diese Folge von Häuten auf Kirchenfassaden projiziert, war ein heikles Projekt, Leicht hätte es groteske Züge annehmen oder als Provokation missverstanden werden können. Die Reaktion war jedoch durchweg positiv. Veldhues und Schumacher beweisen ein weiteres Mal ihre Fähigkeit, mit Dia -Projektionen auf den öffentlichen Raum zuzugreifen, ob er nun kirchlich oder weltlich ist. Ihre Bilder tauchen in schwierige Vorgaben ein und setzen sie ebenso sinnlich wie sinnreich auf einem hohen ästhetischen Niveau um. (Manfred Schneckenburger)

in: "Bild -Licht -Projektion, (Monographie: Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher), Hrsg.: Institut für moderne Kunst Nürnberg, Verlag Kettler Bönen/Westf., 2011