“BIBLIOTHEK”
Projektionen in einen Steinbruch, 2000









“Bibliothek”, Projektionen in einen Steinbruch (2000)
und auf das Leopold – Hoesch – Museum Düren, PAPER – ART -BIENNALE (2005)
” ….. sehen, was nicht zu lesen ist”
“Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher (…) “erstellen ortsbezogene Lichtprojektionen auf die Architektur öffentlicher Gebäude, auf Plätze, Industriegelände, Kirchen und in der offenen Landschaft” (7) . Im wahrsten Sinne des Wortes schreiben Veldhues / Schumacher ihre Projektionen dem Körper des “belichteten” Bauwerks ein, markieren ihn nach Maßgabe der Sgraffiato – Technik. “Das ist konsequent, hat doch Katarina Veldhues ihre Lichtprojektionen ursprünglich von der Zeichnung her entwickelt. Das Licht und sein unabdingbares Anderes, den Schatten, nutzt sie wie Zeichenstifte; mit Licht “bemalt” sie – quasi in Form des Graffito – die Wände ganz verschiedenartiger Gebäude.” (8) “Bibliothek” als Projektion in einen Steinbruch (2000) und die auf die rückwärtige Architektur des Leopold – Hoesch – Museums in Düren geworfene Bibliotheksprojektion (PAPER ART- Biennale 8: Annäherungen an der Unberechenbare, Leopold – Hoesch – Museum Düren, 2005) ist Teil des umfassenden Werks “Ortsgedächtnis” der beiden Künstler.
Steinbruch, Beckum / NRW, 2000. Die erstmalig im Herbst 2000 auf etwa 30 Meter in der Höhe und 180 Meter in der Breite in einem Steinbruch bei Beckum gezeigte Bibliotheks – Arbeit greift in dem ihr zugrunde liegenden Bildmaterial auf den Fundus der Kölner Universitätsbibliothek zurück: Bücher, regalweise photographiert, Aufnahmen kompletter Lesesäle, umfangreich dokumentierte Bestände alter Monographien, Enzyklopädien und Lexika. Mit der formatfüllenden Projektion der Bücher in den Beckumer Brüchen erinnerten Veldhues / Schumacher an die Bibliothek als kulturell geschaffenen Wissensspeicher der Menschheit. Dieser ist nur dem Lesenden zugänglich. Im Bliuck auf die erste Bibliotheks-Projektion im Jahr 2000 bemerkte Martin Gesing treffend: “In den Beckumer Brüchen findet man die Millionen von Jahre alter Geschichte unserer Erde “aufgeblättert”. Der Kundige, der Geologe, der Fossilien – oder Mineraliensammler, kann daraus vorlesen wie aus einem Buch.” (9)
Der Körper des Buches wie auch der Bibliothek sind nur temporär. Daran gemahnt der Untergang (und aktuell: der Neubau) der legendären Bibliothek von Alexandrien wie auch die erst wenige Jahre zurückliegende Kriegsbedingte Zerstörung der bedeutenden Sammlung von Sarajewo. Zu denken ist aber auch an eine aus dem Jahr 1994 datierende Installation von Katarina Veldhues. Im Rahmen ihrer Rauminszenierung ALLES IST WAHRER OHNE MICH zeigte die Künstlerin im Priesterseminar zu Münster ihre Arbeit “Sahagún – Codex florentini”, die an den Ethnohistoriker Bernardino de Sahagún OFM (1499 – 1590) und die vom Spanischen König veranlasste Konfiszierung seines Hauptwerks, der “Historia general de la cosas de Nueva Espana”, einer zwölfbändigen Enzyklopädie der aztekischen Kulturen, gemahnte.” (10) Meines Erachtens kommt dem Licht in der Bibliotheks – Arbeit von Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher eine ähnliche Funktion zu wie den Tränen des Mose. Beide sind Spur. Sie verweisen auf die Leerstelle – um zugleich in der Erinnerung an das Vorübergegangene das Verlorene, das, “was nicht zu lesen ist”, ansichtig zu machen – als Abwesendes!”
Ulrich Engel OP
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