PROJEKTION + PERFORMANCE
„speisen“, Speichelprojektionen auf eine Cellistin, Bellevue-Saal, Kunstverein für gesellschaftskritische Kunst, Wiesbaden, 2006
„speisen“, 2006
„Am opulentesten ist Körpernähe 2006 im Wiesbadener Bellevuesaal inszeniert. Der Raum diente ursprünglich für Bankette, 2006 findet auf Anregung von Veldhues und Schumacher hier die Performance einer Cellistin statt. Die Aufführung geht über ein Konzert hinaus, denn die voluminösen Rundungen des Instrumentes und dessen innige beidarmige Umfassung halten engen Kontakt mit den Andeutungen metabolischer Prozesse, von denen die Cellistin umhüllt und hinterfangen wird. Schaumig bewegte Speichelblasen bilden, zusammen mit perlendem Mineralwasser, das Bühnenbild. Wandfüllende Gewebestrukturen, überdimensionierte Mikroorganismen und dunkle Haarballungen wechseln sich ab oder verlaufen ineinander. Teilungen „stoßen zusammen, platzen, wuchern zu Verzerrungen, um dann in Bläschen und großen Blasengebilden umher zu treiben, aufzureißen, wieder zusammen zu kommen“ (K.V.). Auf den nackten Armen der Cellistin zeichnen sich Tätowierungen elegant verschlungener, in verschiedenste Größen springender Kreismuster ab. Ständig wechseln die Dias. Die Cellistin improvisiert ihr Spiel entlang der bedrängenden Umgebung, die sie überspült: ein visuelles Orchester subkutaner Körperregungen!“
Manfred Schneckenburger
(in: "Bild -Licht -Projektion", (Die Projektionen von Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher: 1994 - 2011), Hrsg.: Institut für moderne Kunst Nürnberg, erschienen im Verlag Kettler Bönen / Westf., 2011, aus: Kapitel: Noppenfetzen, Körpersäfte, Haut und Haar, Seite 79 / 80)